V originále
In dem Artikel werden Jonathan Harveys kompositorische Innovationen - insbesondere sein kreativer Umgang mit technischen Geräten - aus verschiedenen Perspektiven untersucht. Es wird auch gezeigt, dass Harveys kompositorische Kreativität und technische Erfindungen sich gegenseitig beeinflussten. Harveys Viertes Streichquartett mit Live-Elektronik ist ein repräsentatives Beispiel für eine weitreichende strukturelle Verbindung zwischen den instrumentalen und elektronischen Prozessen der Klangerzeugung. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf der Untersuchung, wie diese Verbindung in diesem speziellen Fall tatsächlich funktioniert. Im Gegensatz zu einigen der von spektralen Konzepten beeinflussten Komponisten (wie Risset, Truax oder Wishart) gehörte tiefgreifendes technisches Wissen nicht zu Harveys Stärken. Dennoch regten seine originellen Ideen neue technische Entwicklungen an, die es ihm in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und technischen Assistenten ermöglichten, bahnbrechende Werke der elektroakustischen und spektralen Musik zu komponieren. Sie zeichnen sich durch eine bemerkenswerte strukturelle Integrität aus und gelten heute als wegweisende Werke. Harveys kreative Methoden inspirierten auch die Entwicklung neuer Software, die der Komponist an seine individuellen künstlerischen Bedürfnisse anpasste und die auch andere Künstler zu unterschiedlichen Ansätzen in verschiedenen Kontexten inspirierte. Die Entwicklung von Spektralkonzepten wird aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert, insbesondere im Hinblick auf ihre kreative Interaktion mit dem Medium der Live-Elektronik. Die Analyse des Vierten Streichquartetts zeigt das innovative Potenzial der Einbeziehung von Live-Elektronik, um musikalische Mehrdeutigkeiten zu erzeugen, die spektralen Prozessen innewohnen.
In English
In the article, Jonathan Harvey’s compositional innovations – his creative interaction with technical devices in particular – will be examined from a number of different perspectives. It will also be demonstrated that Harvey’s compositional creativity and technical inventions influenced each other in a reciprocal manner. Harvey’s Fourth String Quartet with Live Electronics is a representative example of an extensive structural connection between the instrumental and electronic processes of sound generation. The focus of the study is to examine how this connection actually works in this particular case. Unlike some of the composers influenced by spectral concepts (such as Risset, Truax or Wishart), in-depth technical knowledge was not one of Harvey’s strengths. Nevertheless, his original ideas stimulated new technical developments which, in collaboration with various institutions and technical assistants, permitted him to compose pioneering pieces of electroacoustic and spectral music. They are characterised by a remarkable structural integrity and are now considered to be landmark works. Harvey’s creative methods also inspired the development of new software, which the composer adapted to his individual artistic needs and which also inspired other artists to develop different approaches in various contexts. The development of spectral concepts is analysed from a number of perspectives, particularly in terms of their creative interaction with the medium of live electronics. The analysis of the Fourth String Quartet demonstrates the innovative potential of live electronics inclusion in order to create musical ambiguities inherent in spectral processes.